Die Deutschen, die Geld sparen wollen oder müssen, finden hirin eine ideale Lösung. Der Staat hat mit der Genehmigung dieser Fabrik auch eine Lösung der Problematik des Todes gefunden und reibt sich de Hände. Tendenz steigend bietet die Plastination- Firma ein neues Geschäftsmodell und wird noch weiter unter dem Deckmantel der Wissenschaft expandieren.

Seife und Beautycrème

Die Medien haben die Verarbeitung der Leichen als Kunstobjekt immer als etwas gruseliges betrachtet. Nie wird es danach gefragt, was aus den Litern Fett geworden ist, die beim Plastinationsverfahren enstehen. Hunderte Leichen werden auf dem Gelände gelagert. Nicht weit liegt eine kleine Kapelle mit einer plastinierten Leiche ohne Haut an einem Holzkreuz mit Genitalien in der Luft. Noch zu Lebzeiten des „Spiegel“-Gründers Rudolf Augstein wurden Berichte über das Geschäft mit Gehirnen aus den Kellern der Krankenhäuser in Deutschland veröffentlicht. Mitarbeiter verkauften schon damals das Produkt an die Pharmaindustrie. Die Fabrik des Plastinators von Hagens verwendet alles, was in Verstorbenen zu gebrauchen ist. Bei etwa 70.000 Euro ist eine plastinierte Leiche ein gutes Geschäft. Wohin gehen also die Liter von Fett? Werden die bei der Herstellung von Seife oder von Beautycrème verwendet? Da die Fabrik keine Antwort auf die Frage hat, kann man es sich denken.

Politiker kümmern sich nicht

Die Industrie, wo Kunst aus Leichen gemacht wird, ist nie ein Thema für deutsche Politiker gewesen, auch wenn französische Abgeordnete der Assemblée nationale zum 50. Geburtstag des Elysée-Vertrags von der Ähnlichkeit der Grundwerte von Frankreich und Deutschland schwärmten. Weder Ethikrat- Mitglieder, noch der heutige Präsident des Europäischen Parlaments Martin Schulz, SPD, der jahrelang zuständig für Menschenrechte war, macht sich Sorgen um diese Entwicklung. „Diese Fabrik ist ganz legal. Die Menschen, die nach ihrem Tod dahin gehen wollen, haben vorher einen Vertrag unterschrieben“, sagte eines Tages Angelica Schwall-Düren, parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion (nov. 98 bis Okt. 2002), Stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion für EU-Angelegenheiten (2002 bis 2010), und seit dem 15. Juli 2010 Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien und Bevollmächtigte des Landes Nordrhein-Westfalen beim Bund. Dies ist wohl ein Beweis dafür, dass das Interesse des Volkes nicht wirklich bei Politikern liegt. Dieses Recycling von alten Menschen verrät die steigende Armut unter den Rentnern und der Gesellschaft insgesamt. Dazu wird eine radikale Änderung der „Vermarktung“ des Todes angenommen. Die Fabrik hat sich normalisiert und etabliert.

Gründe

Deutsche Rentner büßten seit Anfang 2000 etwa ein Fünftel an Kaufkraft ein. Linksparteichef Bernd Riexinger verlangte im September 2012 eine Korrektur des Rentenrechts, weil der Anteil der Rentner, deren Atlersbezüge unter dem Niveau der Grundsicherung liegen, ist im vergangenen Jahrzehnt drastisch gestiegen. Mit der Krise verarmen die Bürger und sich immer seltener eine Bestattung, die zwischen 5.000 und 6.000 Euro kostet, vergüten. Seitdem die gesetzlichen Krankenkassen kein Sterbegeld mehr zahlen, übernimmt immer häufiger das Sozialamt die Kosten für das Begräbnis, weil Familienmitglieder des Verstorbenen nicht genügend Geld für eine Bestattung haben.

Da oft eine Bestattungsfirma mehr als zehn Monate warten muss, bis sie ans Geld kommt, lehnt sie die Armen ab. In Berlin kann mittlerweile jeder Zehnte schon keine Bestattung bezahlen. Das Einzige, was bleibt, ist die Plastination. Oft sagen die Rentner, man solle doch der Wissenschaft helfen. Nach Gesprächen mit ihnen erfährt man, dass ihnen einfach das Geld fehlt. Oft hat die Familie hat zu wenig Geld, oft sind die Angehörigen arbeitslos. Deswegen ist es oft die Familie, die den Senioren empfiehlt, den Vertrag für die Plastination zu unterschreiben, weil es kostenlos ist. Seit 2006 war das Bodymobil mehr als 500 Mal im Dienst unterwegs. Ein Dienst, der auch nichts kostet. 

Treffen

 2009 war ich in Prieros, im Bundesland Brandenburg, 40 Kilometer südlich von Berlin. Es ist ein Dorf, das mitten in einer idyllischen Landschaft liegt. Im Dorf unterhielt ich mich mit R. Wessel, der sineryeit bei der Stasi tätig war, und fragte ihn beiläufig, was er von der Plastination halte. Der Mann antwortete, dass die Rentnerin Frau A. Hensel im Dorf den Vertrag über Plastination unterschrieben hatte. Ich ging zu der Frau.

„Man muss doch der Wissenschaft helfen“, war ihre erste Erklärung. Da wir uns länger unterhielten, lud mich die Rentnerin in ihr Haus ein. Am Eingangstor stand sie und sagte, dass das Dach ihres Hauses alt sei und dass sie kein Geld für die Renovierung habe. In ihrer Wohnstube zog sie Fotoalben heraus. Wir begannen mit dem Zweiten Weltkrieg. Da war sie noch Kind. Dann sah ich Bilder aus der DDR-Zeit. Da war zusammen mit ihrem Mann an der See in Prieros, mit Freunden lachend am Tisch, im Urlaub am Meer in der Sommerzeit ganz oben an der Grenze zu Polen.

 Er war Ingenieur. Sie arbeitete in einer Kita und liebte die Arbeit mit Kindern. Die Bilder, die sie mir zeigten, dokumentierten ein glückliches und schönes Paar. „Wir hatten damals viele Hoffnung in eine bessere Zukunft vor uns“. Dann kam die Wende und ihr Mann verlor seine Stelle. Er wurde krank und alt. Da ihr Mann Frührentner war, wurde das Geld knapp, besonders als der Euro kam. Da die beiden Rentner das Geld für das tägliche Leben brauchten, entschieden sie sich einen Vertrag mit der Plastination abzuschliessen. Ihr Mann starb drei Jahre vor unserem Treffen. Seine Leiche wurde aus dem Krankenhaus von Königs Wusterhausen abtransportiert. Sie war nicht dabei, als ihr Man ging. Die alte Dame weiss nicht, wohin ihr Mann hingeahren wurde. „Ich glaube, dass sie ihn nach Heidelberg eingeliefert haben“, sagte sie.

Bis heute weiss sie nicht, was mit ihrem Mann passiert ist und wo er sich befindet. Es gibt nicht einmal ein grab, eine Gedenkstelle. „Mein Mann und ich haben die Ausstellung besucht. So hatten wir die Idee. In dieser Gesellschaft glaube ich nicht mehr an etwas. Die Menschen haben keinen Wert mehr heute. Die Ärzte kümmern sich nicht um die Menschen. Die wollen Kohle machen. Schon mit der Wende haben wir alles verloren. Meine Kinder finden auch, dass der Vertrag eine gute Idee sei, weil sie nichts zu bezahlen haben“, sagte mir die alte Dame. Diese Frau traf ich per Zufall in einem Dorf. Wieviele solche Frauen gibt es? Warum tun die Politiker nichts für diese Leute? Wieso nimmt die Gesellschaft es so einfach hin, dass man Menschen recyclen darf?

 Zahl der Körperspender

Zahlen ergeben, dass die Plastination überall in Deutschland zum Bestattungsersatz wurde. Laut der Fabrik sind die Zahlen der Körperspender so verteilt: 1989 in Nordrhein-Westfalen, 1446 in Baden-Württemberg, 1088 in Bayern, 1045 in Sachsen, 976 in Brandenburg, 838 in Berlin, 833 in Niedersachsen, 801 in Hessen, 781 in Rheinland-Pfalz, 437 in Thüringen, 300 in Sachsen-Anhalt, 200 in Schleswig-Holstein, 144 in Hamburg, 142 in Mecklenburg-Vorpommern, 93 in Saarland und 90 in Bremen. Mit der Krise entscheiden sich immer mehr Menschen dafür. Die Armut trägt die Verantwortung für diese Tendenz. Auf Grund der Wirtschaftslage werden die Plastinations-Fabriken immer neue Gewinne schlagen.

Es fragt sich nur: Kann eine Gesellschaft, die seine Alten wie Recyclingprodukt betrachtet, ihre Kinder und Familien mit Würde betrachten? In einem Land, das sich mehr Kinderfreundlichkeit und mehr Familienfreude wünscht, erlebt die Politik eine Kapitulation.

 

 
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